Borussia Dortmund bleibt auch nach dem 22. Spieltag der
Fußball-Bundesliga auf Champions-League-Kurs. Bei Bayer Leverkusen
gewann der BVB nach einer intensiven Partie mit 1:0 (0:0) und baute den
Vorsprung auf den Tabellenvierten damit auf 16 Punkte aus. Auch Hertha
BSC auf Platz drei liegt nun schon 15 Punkte hinter den Schwarzgelben.
30.210 Zuschauer in der ausverkauften BayArena wurden Zeugen einer an
Chancen armen, von der Taktik geprägten ersten Halbzeit, in der sich
beide Teams größtenteils neutralisierten. Aubameyang vergab kurz vor der
Pause die größte Chance (45.+2). Auch danach änderte sich am
Spielgeschehen zunächst wenig. Der BVB nutzte aber einen blitzsauber
vorgetragenen Konter zur Führung durch Aubameyang
(64.). Nach einer Spielunterbrechung von etwa 10 Minuten, weil es nach
dem Tor zu Diskussionen zwischen dem Schiedsrichter und der Leverkusener
Bank gekommen war, drückte die Werkself auf den Ausgleich. Der BVB aber
behielt die Oberhand.
Ausgangslage: „Die Mannschaft verfügt über eine hohe
individuelle Qualität und ihren eigenen Stil – einen sehr intensiven“,
charakterisiert Thomas Tuchel vor der Partie den Gegner. Er erwartete
ein Spiel auf höchstem Niveau: „Leverkusen spielt im Moment mit viel
Vertrauen und mit viel Mut.“ Borussia verlor nur zwei der letzten zehn
bzw. drei der letzten 17 Bundesliga-Spiele gegen Bayer (alle zuhause)
und war seit 2007 ohne Niederlage in Leverkusen.
Bender, der hier Anweisungen von Thomas Tuchel bekommt, war wieder an Bord und in der Startelf.
Personalien: Erstmals seit langer Zeit hatte der BVB keinen
einzigen verletzten Spieler im Kader zu beklagen. Allerdings fiel
Gündogan mit grippalem Infekt aus. Mit fünf Wechseln reagierte Thomas
Tuchel auf das intensive Spiel am Donnerstag gegen den FC Porto: Pulisic
stand erstmals in der Bundesliga in der Startelf, auch Bender, Durm und
Ginter kamen neu ins Team. Außerdem spielte Leitner erstmals in dieser
Saison von Beginn an. Leverkusen fehlten Aranguiz und Bender (beide
Aufbautraining).
Taktik: Borussia Dortmund agierte in einem interessanten, sehr
variablen 4-3-3-System, in dem Leitner gegen den Ball immer wieder aus
dem Mittelfeld auf den linken Flügel auswich. Pulisic zog sich dann auf
der linken Seite eine Position nach hinten zurück, um Durm gegen die
agilen Jedvaj und Mehmedi zu unterstützen. Leverkusen stellte dem eine
klassische 4-4-2-Grundordnung entgegen, in der Chicharito sich aber
immer wieder aus der Spitze ins Mittelfeld zurückfallen ließ, um sich
dort die Bälle abzuholen.
Spielverlauf & Analyse: Beide Mannschaften brauchten eine
ganze Weile, um in die Partie zu finden. Nach anfänglichem Abtasten war
die erste Halbzeit von einigen Unkonzentriertheiten und immer wieder von
einfachen Ballverlusten geprägt. Die Partie spielte sich größtenteils
im Mittelfeld ab, gerade der letzte Ball in die Spitze landete sowohl
beim BVB als auch bei Bayer 04 häufig in den Beinen des Gegners.
Wo beim BVB Mkhitaryan nach sieben Minuten von einem missglückten
Abschlag von Leno profitierte, den Ball an der Strafraumkante abfing,
aber nicht rechtzeitig unter Kontrolle bringen konnte, war es auf der
anderen Seite Bellarabi, der einen Ball von Bürki – den Chicharito zuvor
gehörig unter Druck gesetzt hatte – abfing, schlussendlich aber
trotzdem in der Abwehr der Westfalen hängen blieb (16.).
Aubameyang trifft nach Konter zur Führung
Die
einzigen nennenswerten Szenen bis zur 29. Minute, als Mkhitaryan
Aubameyang in den Strafraum schickte, Wendell und Leno den Gabuner aber
gemeinschaftlich stoppen konnten. Auf der anderen Seite kam Toprak nach
einer Ecke aus elf Metern zum Schuss, der aber in Bürkis Armen landete.
Kurz vor der Pause vergab Aubameyang dann die größte Chance des ersten
Durchgangs, als er nach Zuspiel von Leitner und Pulisic aus acht Metern
knapp links am Tor vorbeischoss (45.+2).
Bender und Hummels im Kopfballduell mit Kießling.
Thomas Tuchel brachte mit Beginn der zweiten Halbzeit
Reus für Pulisic in die Partie, der auch gleich für Schwng sorgte, als
er einen Pass von Aubameyang nur um Millimeter verpasste (47.). Auf der
anderen Seite war es Bellarabi, der nach Doppelpass mit Chicharito aus
15 Metern abschloss – Bürki parierte klasse (51.). Auch danach war das
Spiel von der Taktik geprägt (BVB stellte um auf Dreierkette), und keine
Mannschaft konnte sich ein richtiges Übergewicht erspielen, doch der
BVB blieb dran – und kam zur Führung!
Ginter schaltete nach 64 Minuten nach einem Foul am schnellsten und
leitete mit einem schnell ausgeführten Freistoß 30 Meter vor dem eigenen
Tor den Konter ein. Reus nahm die Kugel mit Tempo auf, leitete zu Durm
auf der linken Seite weiter, der im Strafraum quer zu Aubameyang legte.
Der Gabuner musste nur noch einschieben und erzielte damit seinen 21.
Saisontreffer (64.).
Bayer drückt auf den Ausgleich
Kurz
darauf wurde es kurios. Schiedsrichter Felix Zwayer wollte Bayer-Coach
Roger Schmidt, der sich nach dem Treffer aufgeregt hatte, auf die
Tribüne schicken. Der weigerte sich jedoch, so dass Zwayer das Spiel für
gut 10 Minuten unterbrach und mit beiden Teams in den Katakomben
verschwand. Nach Wiederanpfiff kam Bayer Leverkusen dann mit ordentlich
Schwung zurück auf den Platz, drückte auf den Ausgleich. Wendell
verpasste jedoch nach Ecke und Kopfballverlängerung von Kießling am
langen Pfosten um ein Haar (71.), Bürki parierte außerdem stark gegen
Bellarabi (83.), und Chicharito bekam die Kugel aus elf Metern nicht im
Tor unter (90.+2).
Der BVB jedoch ließ sich nicht beirren, auch nicht von der
verletzungsbedingten Auswechslung von Sokratis (75.), und hielt dem
Leverkusener Dauerdruck bis zum Schlusspfiff stand. Reus vergab sogar
zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit freistehend vor Leno die
Möglichkeit, alles klar zu machen.
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin), Gelbe Karten: Kampl,
Chicharito, Papadopoulos, Bellarabi, Kießling, Wendell – Durm. Bes.
Vork.: Zwayer unterbricht das Spiel für 11 Minuten, da Bayer-Trainer
Schmidt nach dem 0:1 den Gang auf die Tribüne verweigert
Zuschauer: 30.210 (ausverkauft), Wetter: bedeckt, 12 Grad