BVB

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Donnerstag, 27. September 2012

"Es gab kein Spiel, in dem wir nicht
bis zum Schluss alles gegeben hätten"
 
[26.09.] Heung Min Son. Ivo Ilicevic. Heung Min Son. Stefan Aigner. Takashi Inui. Bamba Anderson. Sechs Namen, sechs Torschützen gegen Borussia Dortmund in den beiden Auswärtsspielen in Hamburg und in Frankfurt. Erstmals seit Februar 2010 gab es in zwei aufeinander folgenden Partien drei Gegentore. Damals waren es sogar zehn in drei Spielen.
 
"Wenn du in diesem engen Spiel mit 2:0 führst, gilt das eiserne Gesetz des Fußballs: du darfst nicht ausgekontert werden. Das ist uns zwei Mal passiert. Dass der Gegner dies auch zwei Mal ausnutzt, ist der Qualität der Frankfurter geschuldet", sagte Jürgen Klopp nach dem 3:3 in Frankfurt, das sich anfühlte wie eine Niederlage.
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Jürgen Klopp tröstet Lukasz Piszczek...

Borussia Dortmunds Trainer sprach die Gegentorflut von sich aus an, und er legte in aller Öffentlichkeit und damit auch in aller Deutlichkeit den Finger in die Wunde: "Wir haben die drittmeisten Gegentore in der Liga. Das ist echt ´ne Sch...statistik. Da werden wir jetzt ran gehen; da haben wir viel zu tun."

Was ihm aufstößt, sind polemische Fragen, wie beispielsweise die, die ein TV-Reporter zwischen Hamburg und Frankfurt von einem Blatt ablas und die "Doppelbelastung" als Ursache für die Niederlage beim HSV in den Raum stellte (Klopp: "Meines Wissens haben wir bislang erst ein Spiel mehr gemacht als die anderen"). Oder die "Analyse" eines Journalisten, der in Frankfurt Arroganz und Überheblichkeit im Borussen-Spiel ausgemacht haben wollte. "Es gab kein Spiel, in dem wir nicht bis zum Schluss alles gegeben hätten", entgegnete Klopp: "In Hamburg sind wir 122 Kilometer gelaufen. Das macht eine überhebliche Mannschaft nicht. Richtig ist, dass wir im Moment viele Fehler machen, aber wir sind bereit, sie zu korrigieren."

Klopp stellt sich vor seine Mannschaft. "Ich lasse es nicht zu, dass man über sie herfällt", sagt Klopp - und stellt eine Gegenthese auf: "Was war sie denn in den beiden letzten Jahren? Die Größte, was Willen und Einsatz angeht?"

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... der ihm zuvor noch in die Arme geflogen war (rechts: Leitner) [Fotos: firo]
Der Trainer geht die - offensichtliche - Problematik pragmatisch an. "Die Jungs haben nicht ihr Gedächtnis verloren", sagt er, "aber wir legen auf die falschen Dinge wert. Uns fehlt oft ein halber Meter." Dies gilt es zu ändern: "Dann werden wir es auch einem sehr gut spielenden Gegner nicht mehr so einfach machen."

Die defensive Stabilität war der Schlüssel zu den Erfolgen der letzten Jahre. In den 35 Auswärtsspielen vor Hamburg und Frankfurt kassierte der BVB nur in drei Partien mehr als ein Gegentor (und nie mehr als zwei), darunter in den beiden für den Ausgang der Meisterschaft unbedeutenden Auswärtsspielen in Bremen (0:2) und Kaiserslautern (5:2) jeweils am 33. Spieltag.

In Hamburg und in Frankfurt hat die Borussia begeisternden Fußball geboten. Dies sollte von der Gegentordebatte nicht völlig verdrängt werden. "Das Offensivpotenzial", meint Klopp süßsauer, "läuft uns aus den Ohren heraus, aber wir müssen die Angriffe besser absichern."
Boris Rupert